Ist Refurbishing wirklich gut?

Ist Refurbishing wirklich gut?
undefined 02.06.2023

Die Problematik unserer Smartphones

Smartphones refurbishen und weiterverkaufen, um die Umwelt zu schützen – klingt eigentlich gut. Doch so grün der Prozess auch scheint, er hat trotzdem Schattenseiten. Ersatzteile herzustellen und diese mit Handys zu Werkstätten zu transportieren, stösst zusätzliches CO₂ aus und belastet unsere Umwelt. Gleichzeitig verbraucht es wertvolle Rohstoffe. Ist das Refurbishing also so nachhaltig, wie es den Anschein macht? Smartphones und ihre Produktion sind alles andere als umweltfreundlich. Schon bevor du dein Handy in den Händen hältst, hat es bereits zwischen 70 und 80 Prozent seines gesamten CO₂-Austosses verursacht – der insgesamt ungefähr 63kg CO₂-Äquivalenten (CO₂e) entspricht. Nach dem schädlichen Abbau in Bergbauminen gelangen die Rohstoffe zu Fabriken in andere Länder. Dort werden sie zum Endprodukt zusammengebaut – und das alles muss dann irgendwie bei uns im Laden landen. Ungefähr einmal rund um die Erde reisen unsere Smartphones, ehe wir sie kaufen können.

 

Auch während der Nutzung deines Smartphones wird die Umwelt belastet – im Vergleich zu den 58kg CO₂ bei der Produktion wirken die 5kg dabei jedoch eher gering. Auf alle existierenden Smartphones hochgerechnet, addiert sich diese Zahl aber schnell. In ganz Europa entstehen durch unsere Smartphones jährlich 14 Millionen Tonnen CO₂ – 3.7 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Die alten Handys landen dann meist in Schubladen oder Deponien. Viele der wertvollen Rohstoffe gehen verloren und müssen von neuem abgebaut werden. Da sie nicht erneuerbar sind, werden sie irgendwann verschwinden. Falsche Lagerung oder Recycling führen dazu, dass die schädlichen Stoffe in unserer Umwelt landen und diese stärker belasten. Die negativen Auswirkungen unseres Elektroschrotts werden in diesem Blogbeitrag behandelt. Und wenn du dein Handy reparieren lassen willst, ist es häufig günstiger, direkt ein neues zu kaufen, leider. Mehr darüber findest du in diesem Blogbeitrag. Eigentlich hast du bessere Möglichkeiten, als dein altes Handy durch ein neues zu ersetzen, wie zum Beispiel es länger zu nutzen oder es zu refurbishen. Denn brauchst du (d)ein altes Handy länger, muss kein neues produziert werden – und der Ausstoss während der Produktion wird verhindert.

 

Die dunkle Seite des Refurbishing

 

Durchschnittlich ersetzen Nutzende ihre Smartphones alle zwei Jahre – davon würden aber noch 70 Prozent einwandfrei funktionieren. Und bei denen, die es nicht tun, müssten lediglich Display oder Akku ersetzt werden. Genau bei diesen Geräten existiert ein grosses Potential, um die Umwelt zu schützen und Ressourcen zu schonen. Trotzdem ist der Prozess, alte Geräte aufzubereiten, keineswegs CO₂-neutral. Ersatzteile müssen produziert und mit den Geräten zu den Refurbishern transportiert werden. Dort prüft man sie auf technische Mängel und repariert bemerkte Schäden, ehe sie in den Shop kommen. Transport, Reparatur und Einzelteile verbrauchen um die 15kg CO₂e, damit ein wiederaufbereitetes wie ein Neugerät funktioniert – der sogenannte Rebound-Effekt.

 

Obwohl du mit Refurbishing nachhaltig handeln wolltest, verkleinert der Prozess seine gewünschte Wirkung. Durchschnittlich 37 Prozent der gesparten Emissionen des Refurbishing werden vom Rebound-Effekt negiert. So wächst der CO₂-Ausstoss eines refurbished Smartphones mit dem Rebound-Effekt auf durchschnittlich 25kg CO₂e an – zählt man den Ausstoss während der Nutzung dazu, kommt man auf gut 30 kg CO₂e. Meist sind refurbished Handys günstiger als Neugeräte. Es wird mehr gekauft – und mehr produziert, um der Nachfrage gerecht zu werden. Doch es macht keinen Sinn, ein refurbished Handy zu kaufen, wenn sein altes funktioniert, auch wenn es nachhaltig wäre. Dass viele ihre Geräte regelmässig ersetzen, lässt sich auch auf die fehlende Reparierbarkeit zurückführen. Wichtig ist, dass die Konsument*innen wissen, dass sie refurbished Handys kaufen oder ihre alten Geräte reparieren lassen können. Häufig werden wir nicht über die verfügbaren Möglichkeiten aufgeklärt – nicht verwunderlich, dass so neue Geräte gekauft werden.

  vergleich Co2 neu refurbished 

Die helle Seite des Refurbishing

 

Viele Bestandteile unserer Smartphones halten länger, als wir denken – bei iPhones durchschnittlich fünf Jahre. Obwohl Refurbishing nicht komplett CO₂-neutral ist, so wirkst du der schädlichen Produktion eines neuen Geräts entgegen. Mit einer längeren Lebensdauer können Unmengen an Schadstoffen eingespart werden. Sogar die 5kg CO₂e, die während der längeren Nutzung anfallen, erscheinen klein im Vergleich zu den 58kg CO₂e, die für ein neues Gerät verwendet werden. Mit einem refurbished Handy sparst du bis zu 43kg CO₂e. Auch wenn der Rebound-Effekt und der Ausstoss des Refurbishings einberechnet werden, verbrauchst du nur 30kg CO₂e. Und es werden keine Ressourcen für ein neues Gerät abgebaut.

 

Es liegt auch an dir

 

Unsere Handys sind echte CO₂-Schleudern, vor allem in ihrer Produktionsphase. Daher müssen sie lange verwendet oder weiterverkauft werden. Zwar ist Refurbishing nicht komplett grün: Herstellung der nötigen Ersatzteile, Transport von Geräten und Einzelteilen zu Refurbishern und Kundschaft – ein völlig klimaneutrales Handy ist fast unmöglich. Indem du aber refurbished kaufst, lassen sich beträchtliche Mengen an CO₂ verhindern – teilweise sogar bis zu 43 kg CO₂e. Der grösste Schwachpunkt ist der Akku, sowohl bei der Lebensdauer, wie auch beim Recycling. Behandle dein (refurbished) Handy bei der täglichen Nutzung sorgfältig. Schone deinen Akku, kaufe eine Hülle, um dein Handy vor Stürzen zu bewahren, entsorge dein Handy richtig oder verkaufe es weiter – davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch dein Portemonnaie. Wenn du also das nächste Mal ein neues Handy kaufen willst, überlege es dir noch mal. Vielleicht kannst du es reparieren lassen. Je länger ein Gerät genutzt wird, desto geringer ist sein Umwelteinfluss. Und falls doch ein neues her muss, dann kaufe ein refurbished. Jedes Handy, das nicht produziert wird, ist ein gutes Handy für unsere Umwelt.

 

Quellen: