Warum Secondhand Handys sehr wohl nachgefragt werden und wichtig sind

Warum Secondhand Handys sehr wohl nachgefragt werden und wichtig sind
undefined 01.06.2023

Weniger Menschen in der Schweiz wollen ein neues Smartphone kaufen

«In der Schweiz gibt es keinen Markt für Secondhand Handys» «Die sauberste Lösung ist es, das alte Handy in der Schweiz zu rezyklieren» Das sind zwei Grundaussagen von einem kürzlich erschienen SRF Beitrag. Wir sagen dazu: Der Markt für Secondhand Handys in der Schweiz besteht sehr wohl und er ist der Königsweg zur Nachhaltigkeit.

 

Gemäss einer Comparis-Studie vom Jahr 2020 gewinnt der Occasion-Markt in der Schweiz an Bedeutung. Bereits jetzt kaufen 8% aller Konsument:innen ihr Handy gebraucht und zwar unabhängig von ihrem Einkommen. In absoluten Zahlen sind das ca. 300'000 Geräte pro Jahr. Diese Zahl dürfte in der Zukunft steigen, da der Markt für gebrauchte Handys weltweit mit 12,6% am Wachsen ist.

 

Gebrauchte Handys sind am nachhaltigsten

 

Die Herstellungs- und Entsorgungsphase stellt bei Smartphones (und auch Tablets oder Laptops) die grösste Umweltbelastung dar. Bei diesen Geräten ist eine Weiterverwendung aus ökologischer Sicht in jedem Fall empfehlenswert. Bei elektronischen Geräten, deren Umweltbelastung in der Nutzungsphase am grössten ist, kann die Anschaffung eines Neugeräts sinnvoll sein. Dies trifft beispielsweise auf Waschmaschinen zu. Neumodelle brauchen weniger Strom, weshalb der Austausch nach einer gewissen Zeit sinnvoll ist. Da dies bei Smartphones aber nicht der Fall ist, sind gebrauchte Smartphones die nachhaltigste Variante. Der Entscheid, ein gebrauchtes Smartphones zu kaufen hat zur Folge, dass 58 KG Co2 Äquivalente und rund 200g Elektroschrott eingespart werden. Neugeräte, die fast 4x die Welt umrunden bis Sie beim Konsumenten / bei der Konsumentin landen, stehen im Vergleich dazu schlecht da.

 

Zuerst aufbereiten und reparieren, erst danach rezyklieren

 

Ein zentraler Aspekt der Kreislaufwirtschaft ist die Schliessung von Material- und Produktkreisläufen. Dies wird beispielsweise durch Reparieren, Wiederverwenden, Aufbereiten oder Rezyklieren erreicht. Entscheidend ist dabei auch, dass die Kreisläufe möglichst eng geschlossen werden. In unserem Beispiel von alten Handys bedeutet das folgendes: Ein Handy sollte zuerst repariert oder aufbereitet werden, bevor es dem Recycling zugeführt wird. Durch diese zwei Prozesse können die Geräte möglichst effizient im Umlauf gehalten werden. Anders sieht es beim Recycling aus: Diese Methode erfordert einen erheblichen Input von Energie und Chemikalien, um lediglich die Materialien im Umlauf zu halten.

 

Irreparable Handys: Eine rare Spezies

 

Nebst dem An- und Verkauf von aufbereiteten Handys setzen wir uns für die Reparaturen von Smartphones ein. Über unsere Plattform vermitteln wir Aufträge an über 40 Partner, die in der Deutschschweiz Reparaturen für unsere KundInnen vornehmen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es kaum Geräte gibt, die nicht reparierbar sind. Es existieren Fälle, bei denen Reparaturen keinen Sinn mehr machen: Wenn z.B. das Handy von einem Auto überfahren wird oder es während den Ferien ins Meer fällt. Die anderen 80% der Schäden sind unserer Meinung nach reparierbar.

 

Status Quo – Hürden und fehlende Anreize für die Weiterverwendung

 

Weshalb sind Secondhand Handys nicht verbreiteter, wenn die Vorteile so offensichtlich sind? Die Gründe dafür sind vielfältig. Auf zwei davon möchte wir hier kurz eingehen. Erstens: Oft sind Ersatzteile für Reparaturen teuer, nicht verfügbar, nur auf dem Graumarkt erhältlich oder die Lieferzeiten sind zu lange. Zweitens: Es bestehen keine Anreizstrukturen, alte Handys aufzubereiten, anstatt zu recyceln. Obwohl immer mehr KonsumentInnen und PolitikerInnen den Nutzen der Wiederverwendung erkennen, wird dieser vom Gesetzgeber (noch) nicht gefördert. So wird der Grossteil der Elektro-Altgeräte wie Handys direkt dem Recycling zugeführt, ohne vorher eine Verlängerung der Nutzungsdauer zu prüfen. In anderen Worten: Es werden zahlreiche Geräte entsorgt, obwohl deren Lebenszyklus mit einfachen Massnahmen verlängert werden könnte.

 

Link zum Beitrag von SRF:

 

https://www.srf.ch/play/tv/srf-news/video/wo-landet-mein-altes-handy?urn=urn:srf:video:4c2b68e1-2669-4056-9576-a809d876c647

 

Quellen:

 

BAFU (2020) Comparis (2020) MacArthur Foundation Lüdeke-Freud (2019) Hischier & Böni (2018)